Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist hier die Wichtigste im Land?

Na, ich bin die Wichtigste in meinem Land. Aber was heißt das in Bezug auf andere? Mich sehen, wahrnehmen und annehmen, so wie ich bin und dann Veränderung geschehen lassen. Und erkennen, dass ich umgeben bin von einem Spiegelkabinett :).

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Sandra Joachimsthaler

„Ich spiegel Dir das doch nur, was Du machst.“ Auf gut Deutsch: „Ich hab nichts gemacht. Du bist schuld.“ Wie im Kindergarten hört sich das an: „Du Mama, der hat mir aber zuerst das Förmchen geklaut.“ Hm ja, eigentlich sollten wir über „wie Du mir, so ich Dir“ längst hinaus sein. Interessant, dass ich mich jetzt auch noch hinter dem „wir“ verstecke … ;-). Also ich sollte da nach meinem Empfinden längst raus sein, aus „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ und aus „Du hast aber doch angefangen …“. Ich wähnte mich da auch - zumindest schon Teilzeit - „rausgewachsen“ zu sein. Ein Satz mit X – das war wohl nix. Ich bin mittendrin.

Erwische ich mich doch immer mal wieder bei Mustern, die ich zum Teil auch bei anderen beobachte. Nur bei anderen schaue ich teilweise sehr genau hin und rege mich innerlich darüber auf, teilweise dringt es dann eben auch als „Rumgemecker“ nach außen und vergiftet die Atmosphäre um mich herum. Und wer spiegelt hier dann wen, wenn ich es bei anderen sehe und mich darüber aufrege? Wir uns wohl gegenseitig. Denn wenn mich beim anderen was triggert, kann ich davon ausgehen, dass es da bei mir noch was anzuschauen gibt, sonst wäre ich im Frieden damit, was ich da sehe. Dann könnte ich damit sein, dass es so ist. Immer dort, wo Widerstand ist, sich Gefühle regen, gibt es noch was in uns, was wir nicht angenommen haben, gegen das wir uns wehren.

Ich entdecke an mir zur Zeit Verhaltensmuster, die z.T. eine Kommunikation im Kreis laufen lassen und mich und andere Energie, Zeit und Nerven kosten. Vielleicht kennst Du die ja auch? Mal sehen…

Meine Muster, die dir vielleicht helfen, deine zu erkennen:

1. Angriff ist die beste Verteidigung. Doch wer ist eigentlich mein Gegner?

Sich angegriffen fühlen bei Sachen, die der andere mitteilt, die auch nur im Entferntesten mit meiner Person zu tun haben. Ich nehme alles sehr schnell persönlich, fühle mich schuldig und versuche dann, die Schuld von mir zu weisen, entweder mit einem „Gegen“-Angriff oder mit Weitergabe der Schuld an andere. Ich kann dann oftmals nicht sehen, dass der andere einfach mitteilen will, wie es ihm geht und es von mir nur ein offenes Ohr und ein offenes Herz braucht, sonst gibt es womöglich für mich gar nichts zu tun. Und gerade das fällt mir sehr schwer. Für den anderen heißt es womöglich, dass er sich lieber jemand anders sucht, um sich mitzuteilen oder sich gar nicht mehr mitteilt. Schade.

2. Schweigen ist Silber, reden ist Gold.

Ich beziehe auch Dinge auf mich, die nichts mit Schuld, Fehlern oder dergleichen zu tun haben und „muss“ dazu meine Erfahrungen schildern.

3. „Das geht aber nicht, weil … .“ – der Negativ-Modus

Ich höre mehr oder weniger zu, der andere ist noch gar nicht fertig mit der Weitergabe der Informationen zu seiner Idee, da habe ich schon das Gegenargument parat, warum das eine schlechte Idee ist, warum es nicht geht, ohne alle Informationen zu Ende angehört zu haben.
Die Folge: Der andere ist frustriert und verärgert und ich bleibe auf halben Informationen sitzen und werde womöglich beim nächsten Mal nicht mehr aufgesucht, um Ideen zu äußern, Visionen gemeinsam zu spinnen. Schade.

4. Die Sache mit der Achtsamkeit und Wertschätzung.

Und irgendwo hat es auch mit Einlassen zu tun auf den Gesprächspartner und Vertrauen, dass es in die richtige Richtung führt und es so gut ist, wie es läuft. Gelassenheit.

Alles ganz genau verstehen, womöglich auch kontrollieren wollen, daher Zwischenfragen, die ebenfalls eine Unterbrechung im Vortrag des anderen darstellen. Im besten Fall sind es Zwischenfragen, die mit der Sache zu tun haben, die man aber auch später stellen könnte. Häufig sind es Fragen, die jetzt (noch) gar nicht wichtig sind und vom Kern der Sache wegführen, bei uns sogenannte „Nebelkerzen“ genannt. Fragen, die das ganze verwässern und zu Unklarheiten führen. Schade.

5. Ich weiß, was du denkst, fühlst und sagen willst. Darum sag ich es.

Weiterführen von Sätzen, die andere begonnen haben, weil ich meine zu wissen, was der andere sagen will, Chance dazu liegt bei 50%. Ist wohl auch eine Art, Kontrolle über das Gespräch zu erlangen, unbewusst. Und führt manchmal häufiger dazu, dass der andere keine Lust mehr hat, weiterzusprechen. Schade.

6. Ich weiß die Antwort! Egal was die Frage ist – und an wen.

Beantworten von Fragen, die nicht an mich gestellt werden, sondern an andere, deren Antwort ich aber weiß. „Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich weiß was ...“ nenne ich das. Oder meine Ansicht oder Fakten noch dazulegen, wenn ich meine, dass der andere nicht alle Informationen gegeben hat, bin aber nicht danach gefragt worden.

  • Reinplatzen in Gespräche, von denen ich nur einen Teil mitbekommen habe und ich muss dann unbedingt meinen Senf dazugeben. Manchmal liege ich allerdings auch völlig daneben, die Runde spricht von Kuchen und ich von Pferdemist. Ganz schön blöd sowas…. Im besten Fall lachen die anderen, häufig nervt es jedoch einfach, weil das Gespräch sinnlos unterbrochen wurde. Peinlich und unangenehm.

  • Reinplatzen in Gespräche oder fokussierte Arbeitsabläufe durch meine lauten Gedanken, die ich nur teilweise wirklich mitteilen will. Häufig sind es Selbstgespräche, mit denen niemand was anfangen kann, die aber ebenfalls ein Gespräch oder auch Arbeitsprozesse unterbrechen. Reine Energieverschwendung.

  • Pausenlose Beurteilung von jeder Person, Sache, Situation, die mir begegnet, manchmal leise für mich, manchmal laut. Manchmal ist es für mich sehr anstrengend, mit mir unterwegs zu sein, wenn ich so drauf bin. Anstrengend und negativ. Und es zieht mich runter und andere vermutlich auch. Und es erzeugt bei mir Dauerstress so drauf zu sein. Es kann dann nichts fließen, die Zeit verfliegt und meine Energie sinkt ins bodenlose.

Das verrückte ist, während diese Verhaltensmuster mich „im Griff haben“, schaue ich zu, was da passiert. Ich merke: „Hey, da läuft was nicht richtig, das will ich ja eigentlich gar nicht!“ und fühle mich wie ein Beifahrer in einem Taxi und der Taxifahrer fährt mich in genau die falsche Richtung und ich weiß es und habe trotzdem keinerlei Einfluss, weil er mich nicht hört. Hinterher sehe ich, ich bin nicht da gelandet, wo ich hinwollte und kann teilweise detailliert analysieren, wo ich mehrfach in die falsche Richtung abgebogen bin. Jetzt könnte man ja denken: „Ok – Lernweg, jetzt hast du es ja schon gesehen, beim nächsten Mal läuft es dann anders.“ … Fehlanzeige! Kann ich nicht bestätigen. Scheinbar ahnungslos tappe ich immer wieder in die gleichen Fallen des Egos. Und momentan häuft es sich eher, als dass es besser wird, was mich wahnsinnig frustriert. Warum ist das so? Warum dauert es so lange, das loszulassen, es zu erlösen? Erkennen ist der erste Schritt – ok. Und weitere sind wohl nötig, um es zu erlösen. Da muss ich wohl erstmal erkennen, was dem zugrunde liegt.

Was steckt da dahinter?

Was ich bei meiner Forschungsreise entdeckt habe, ist eine Geltungssucht. Nicht gerade attraktivL. Nach dem ersten Schock kam innerlich eher: „Igitt, das will ich aber gar nicht haben.“ Wie so eine Qualle, die einem am Meer auf den Bauch geschmissen wird. Bäh, wie eklig.

Es gibt Süchte oder Muster, die sind auf den ersten Blick tatsächlich attraktiver als das ­- zum Beispiel Workaholic oder chronischer Hochleister sein, was im Grunde das gleiche ist. Das ist was, was sich als Muster erstmal für mich besser anfühlt als Geltungssucht. „Der macht so viel“ oder „Der ist ein Macher.“ „Die packt an.“ Oder auch das Muster, seinen eigenen Wert nicht oder geringer zu schätzen, was meist in einem liebevollen Umfeld dazu führt, dass man von anderen aufgefordert wird, seinen eigenen Wert schätzen zu lernen und dass man häufiger bestätigt bekommt, wie toll man ist. Und wieder reingetappt, ich bin von der mir unangenehmen Geltungssucht … Schwupps … schnell woanders hin abgebogen. Erwischt ;-). Also wieder rein in die Wunde.

Geltungssucht, so wie ich sie erfahre, da bin ich manchmal oder auch häufiger zu viel für andere, rede zu viel, zu laut, zu lang, zu viel unsinniges Zeug und manchmal auch nicht passend für diesen Moment, weil es gerade um etwas Anderes geht.

Was steckt denn eigentlich hinter der Geltungssucht?
Vermutlich das gleiche wie bei dem Muster, seinen Wert nicht zu schätzen oder chronischer Hochleister zu sein:

  • Der Wunsch, von anderen geliebt zu werden.

  • Ein ausgeprägtes Gefühl von Minderwertigkeit, das ich versuche, zu überspielen durch übertriebenes „Sich-in-den-Mittelpunkt-stellen“ und „Sich-Bestätigung-von-außen-holen“.

  • Damit einher geht die Angst davor, nicht wichtig zu sein.

  • Die Angst davor, nicht wahrgenommen zu werden.

  • Die Angst davor, übersehen oder sogar bewusst ausgeschlossen zu werden.

  • Und noch tiefer: Die Angst davor, nicht da, nicht existent zu sein.

Also jede Menge Angst und der Hilferuf nach Aufmerksamkeit, nach Existenzbestätigung. Bestätigung der eigenen Identität. Das ist auch eine Form der Abgrenzung, des Andersseins, des Hervorstechens, des Nicht-in-der-Masse-verschwindens. Angst vor dem Auflösen, Angst vor der Einheit, Angst davor, sich komplett einzulassen und dann verstoßen zu werden. Nackt, so wie ich bin vor der Tür zu stehen, zu klopfen und nicht eingelassen zu werden, zeigt sich. Das berührt mich sehr tief... macht Herzklopfen und lockt Tränen.

Warum sollte ich nicht eingelassen werden? Wir sind alle unendlich geliebt, habe ich mehrfach gehört und gelesen und teilweise auch schon erfahren und es wie ein Wunder empfunden. Aber glauben kann ich es halt immer noch nicht. Vertrauen fehlt, dass das wirklich stimmt. Schuldberge habe ich dabei, die Vertrauen verhindern, dass damit auch ich gemeint bin. Vertrauen fehlt, dass ich ok bin. Dass ich vollkommen bin, so wie ich bin, mit allem, was ich gemacht, gedacht und geschaffen habe.

Diese Schuldberge wiegen schwer und das Schuldthema ist sehr präsent und so ganz verstehe ich es noch nicht. Ich spüre, wenn ich das erlösen will, darf ich wohl tiefer eintauchen. Ich mag nicht mehr leiden und schwer tragen. Ich mag es leicht haben. Ich mag Frieden in mir haben. Ich suche in dem Buch der Bücher in „Ein Kurs in Wundern“ (EKIW) um Rat.

Gedanken bzw. Zitate dazu aus dem Kurs in Wundern, die ich gerade gefunden habe und die mich bewegen:

„Wenn Du Dich nicht schuldig fühltest, könntest Du nicht angreifen,
denn Verurteilung ist die Wurzel des Angriffs.“

EKIW Textbuch S. 236, Abs. 1 Satz 1

„Die Sühne ist die letzte Lektion, die er (Gottes Sohn) zu lernen hat, denn sie lehrt ihn,
dass er der Erlösung nicht bedarf, weil er nie gesündigt hat.“

EKIW Textbuch S.237 Abs. 4 Satz 6

„Wenn Du Dich selber ansiehst und ehrlich beurteilst, was du tust,
gerätst du vielleicht in Versuchung, dich zu fragen, wie du schuldlos sein kannst.
Doch bedenke dies: Du bist nicht schuldlos in der Zeit, sondern in der Ewigkeit.
Du hast in der Vergangenheit „gesündigt“, aber es gibt keine Vergangenheit. Immer hat keine Richtung.“

EKIW Textbuch S. 237 Abs. 3 Satz 1-4

„Denn der Sohn Gottes ist jetzt schuldlos, und die Heiligkeit seiner Reinheit leuchtet für immer unberührt in GOTTES GEIST. GOTTES SOHN wird immer sein, wie er erschaffen wurde.“
EKIW Textbuch S. 238 Abs. 5 Satz 6 u. 7

„Denn die Idee der Schuld bringt einen Glauben an die Verurteilung des einen
durch den anderen und projiziert Trennung statt Einheit. Du kannst nur dich selber
verurteilen und wenn du das tust, kannst du nicht erkennen, dass du GOTTES SOHN bist.“

EKIW S. 238 Abs. 6 Satz 3 u. 4

„Du bist unverletzlich, weil du schuldlos bist. Du kannst nur durch die Schuld
an der Vergangenheit festhalten. Denn die Schuld legt fest, dass du für das,

was du getan hast, bestraft wirst, und ist somit von der eindimensionalen Zeit abhängig,
die von der Vergangenheit zur Zukunft hin verläuft. Niemand, der das glaubt, kann verstehen,
was „immer“ bedeutet, und deshalb muss die Schuld dir das Verständnis für die Ewigkeit entziehen. Du bist unsterblich, weil du ewig bist, und „immer“ muss jetzt sein. Schuld ist also eine Art und Weise, die Vergangenheit und Zukunft in deinem Geist festzuhalten, um die Kontinuität des Ego zu sichern.“

EKIW S. 238 Abs. 8 Satz 1-6

Während ich das lese, macht sich eine unglaubliche Wärme in mir breit. Ich fühle dieses „immer“ in mir und spüre dem nach. Eine süße Ahnung durchflutet mich und lässt leise Freude aufkeimen und einen tiefen Frieden erahnen. Einen Frieden, der schon da ist, immer da war, der aber häufig versteckt liegt, verschüttet unter dem ganzen Alltagsgewimmel, in das ich mich jeden Tag aufs Neue „stürze“ und von dem ich mich nur zu gerne mitreißen lasse.

Immer ist also nicht nur von jetzt bis in die Ewigkeit nach vorne in die Zukunft gerichtet, immer ist immer und überall, in alle Richtungen, es gab nie etwas Anderes, es gab nie Schuld. Wenn das wahr ist, habe ich sie mir wohl selbst eingebildet und aufgebürdet. Wenn das wiederum wahr ist, dann kann ich sie ja auch absetzen und stehen lassen, diese Schuld, die ich nicht tragen muss, die eine Illusion ist, für die ich mich entschieden habe, dass ich sie tragen will, warum auch immer.

Damit bin ich und nehme mich damit an. Ich freue mich auf meine weitere Erforschungsreise.

Ein schönes Werkzeug für mich: „The Work of Byron Katie“

Ein schönes Mittel, um mich selbst zu erforschen ist für mich „The Work of Byron Katie“. Denn, wenn ich den Blick, den ich auf andere habe, zu mir selbst wende, wird vieles sichtbar, was im Verborgenen darauf wartet, ans Licht geholt zu werden.

2018 habe ich hier im Jonathan bei Ralf Heske die Ausbildung für den Coach für The work of Byron Katie begonnen. Begonnen deswegen, weil ich viele stressige Gedanken hatte und Glaubenssätze, die mir und auch anderen das Leben mit mir zur Hölle gemacht haben. Ich habe erlebt und erlebe es jeden Tag aufs neue, wie viel einfacher und freier mein Leben geworden ist, seit ich die Work mache. Wenn ich mich über jemanden ärgere, kann ich statt zu streiten auch hingehen und ein Arbeitsblatt ausfüllen und diese Sache aus einem geweiteten Blickwinkel aus betrachten. Es befreit mich aus meiner engen Sicht und fühlt sich gut an. Und es verändert tatsächlich etwas an dieser Situation mit dem anderen durch meine offene Sicht. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Gelegenheit dazu, dies gemeinsam mit mir zu erfahren habt Ihr bei meinen „Mach Dich frei mit der Kraft der vier Fragen“-Abenden.

Alle 14 Tage am Dienstag um 19:30 Uhr lade ich ein zur Abendveranstaltung „Stille im Herzen“ ein Abend mit Übungen zu Urteilslosigkeit, Annahme, innerer Stille, Im-Jetzt-Sein, Verbunden Sein. Ort ist das Jonathan Seminarhotel im Seminarraum Diamant. Beteiligung an den Raumkosten 10 €/Person.

Anmeldung für alle Veranstaltungen erwünscht unter: info@jonathan-seminarhotel.de

Ihr könnt auch Einzelcoachings nach Vereinbarung bei mir buchen unter info@jonathan-seminarhotel.de.

Preis: 75€ für 60 Minuten